9.5.14

Zeit. Erwartungen. Loslassen.

“Kannst du schon jonglieren?”

“Nein, ich hab im Moment für sowas einfach keine Zeit.”

Jede Woche fragt mich meine beste Freundin nun schon, ob ich das Jonglieren nicht schon beherrsche. Schließlich habe ich mir dafür eigene Bälle besorgt und wollte es unbedingt lernen! Aber seit Wochen habe ich einfach keine Zeit dafür. Nicht nur das Jongliertraining leidet unter meinem Stress, der mich seit Wochen begleitet. Wenn ich einmal in der Woche blogge oder ein Buch lese, ist das schon richtig viel, an meinen Geschichten habe ich schon Ewigkeiten nicht mehr geschrieben und auf Bloglovin und vor allem Youtube stauen sich Posts und Videos für die ich einfach keine Zeit finde, sie anzusehen.
Dabei verstehe ich nicht einmal ganz, warum ich denn anscheinend für nichts Zeit habe.

Immerhin verbringe ich viele Nachmittage mit Kochen, Malen, Scrapbooken oder damit, Sport zu treiben. Noch mehr gehe ich aber Dingen wie Vorbereiten und Lernen nach, es ist ein wirkliches Phänomen, was Lehrern für Projekte, Test und sonstige aufwändige Sachen in den letzten zwei Monaten Schule noch einfallen können. Und wären da nicht noch all diese Termine, zu denen ich alle gezwungenermaßen muss und durch die ich mich halbwegs unauffällig durchquetsche. So etwas wie Tanzkurs, Kabarett und Wettbewerbe in der Schule (Wir halten fest: Schule ist nicht so meins).

Man kann heutzutage kaum noch “erwartungsfrei” leben. Wenn ich für die Schule nicht genug lerne, erwarten mich zu Hause kritische Blicke, wenn man nur wenige Hobbys betreibt und nichts zu erzählen hat, ist man sofort “hobbylos” und wenn man sich am Wochenende nicht mit Freunden trifft, Alkohol trinkt und spontan ist, wird man als langweilig abgestempelt.

So gerne würde ich manchmal einfach nur schreien, oder weglaufen. Tief in den Wald oder in eine andere Stadt und dann nicht mehr zurückkommen. Und loslassen von all diesen Belastungen. Sich nur für Jungs hübsch machen, nicht weinen zu dürfen, immer unter Leistungsdruck zu stehen, vor der Familie andauernd zu lächeln, zu Freunden nicht Nein sagen zu können und zu versuchen, in allem perfekt zu sein.
Nur die Jonglierbälle würde ich mitnehmen. Denn ich würde endlich Zeit für sie haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich lese mir jeden Kommentar durch und beantworte ihn auch, sofern das möglich ist. Bei ausführlicheren Fragen wäre eine E-Mail aber angebrachter.